Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) und generativer KI wird die Gesellschaft, Unternehmen und zweifellos auch den Immobilienmarkt verändern. Angesichts des Aufstiegs der Technologie, insbesondere von ChatGPT, aus dem Nischendasein in den Mainstream, müssen sich Führungskräfte mit den vielfältigen Möglichkeiten und Herausforderungen auseinandersetzen, die KI heute bereits mit sich bringt und in Zukunft noch bringen wird. Wer sich dem Thema annimmt, KI einsetzt und ihren Nutzen erkennt, wird langfristig profitieren.
Entscheidend ist, KI als Werkzeug zu verstehen, genauso wie einen Hammer: Bevor wir einen Hammer einsetzen, wissen wir bereits, wie das Haus aussehen soll, das wir mit ihm bauen wollen. Bevor wir KI einsetzen, müssen wir unser Ziel kennen. KI darf also nicht als Autopilot verstanden werden, der unsere Arbeit ersetzt, sondern als Copilot, der uns mit großer Hebelwirkung unterstützt.
Umso wichtiger ist diese Erkenntnis angesichts der in vielen Ländern schrumpfenden Bevölkerung im Erwerbsalter. Darüber hinaus sinkt in den meisten europäischen Ländern seit vielen Jahren die Arbeitsproduktivität. KI kann die wegfallende Leistung auffangen und als Werkzeug zur Effizienzsteigerung genutzt werden. Unternehmen, die keine KI einsetzen, drohen also langfristig in der Produktivität zurückzufallen. Einer Studie des Finanzdienstleisters Goldman Sachs zufolge können 25 Prozent der derzeitigen Arbeitsaufgaben in den USA durch KI ersetzt werden. Besonders Bürobeschäftigte (46 Prozent) und Juristen (44 Prozent) seien dadurch betroffen, körperlich intensive Berufe wie beispielsweise im Baugewerbe (sechs Prozent) hingegen weniger.
Dass eine solche Entwicklung realistisch ist, zeigte bereits die Digitalisierung: Zahlreiche IT-Berufe gab es in den 80er-Jahren zum Beispiel noch gar nicht, heute sind acht der zehn wertvollsten Unternehmen weltweit technologiegetriebene Konzerne.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Zusammenarbeit von Mensch und KI, das erleben wir auch regelmäßig in der Immobilienbranche: Zwar kann KI quantitative Merkmale wahrnehmen, analysieren und zugeschnitten auf den Rezipienten wiedergeben – bei der Beschreibung der immateriellen Qualität eines Gebäudes stößt sie jedoch an ihre Grenzen. Zudem kann sie zum Beispiel noch keine Körpersprache von Käufern oder Verkäufern erkennen, um die notwendige Zusicherung und Ermutigung in einem Verkaufsgespräch zu geben. KI ist kein Ersatz für Soft Skills, Authentizität, Kreativität oder Erfahrung. Erst in Zusammenarbeit mit dem Menschen wird sie wirkungsvoll.
Auch für das Geschäft bietet KI zahlreiche Vorteile: Neue Nutzer wie KI-Entwickler, Chiphersteller oder Cloud-Anbieter werden für mehr Nachfrage sorgen, besonders Rechenzentren mit zuverlässiger Energie- und Dateninfrastruktur und ausreichend Kühlungsmöglichkeiten in großen Flächensegmenten dürften zunehmend gefragt sein. Hinzu kommen die zahlreichen Nutzer aus den Segmenten Life Science, Datenmanagement oder Finanzen, die KI-basiert arbeiten und ebenfalls erhöhte Anforderungen stellen werden. Dasselbe gilt für die Immobilienwirtschaft: Viele Proptechs, die vor wenigen Jahren die Digitalisierung in die Immobilienbranche gebracht haben, arbeiten bereits mit KI und vereinfachen Dokumentenordnung, vereinfachen und beschleunigen Bewertungen und Transaktionen, sorgen für effizientes Flächenmanagement, optimieren Anlagen und überwachen den Baufortschritt.
Auch wenn es noch viele offene Fragen zur Datensicherheit, Datenschutzanforderungen und Datenqualität gibt: Investoren, Entwickler und Nutzer müssen sich frühzeitig mit den Möglichkeiten und Herausforderungen von KI auseinandersetzen, um schlussendlich von mehr Effizienz zu profitieren.
PM/ Lars Frensch,
Senior Manager Corporate Communications JLL Germany