Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann über Nachhaltigkeit in der grünen Ausgabe des journalists

Spiegel-Chef Steffen Klusmann in der grünen Ausgabe des journalists Foto: journalist - Magazin für Journalist*innen Fotograf: Tim Brüning

Steffen Klusmann ist seit bald vier Jahren Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, das gerade eines seiner wirtschaftlich erfolgreichsten Jahre hinter sich hat. Das lag auch am Informationsbedürfnis der Menschen in Krisenzeiten. Trotzdem sagt Klusmann im Interview mit dem Medienmagazin journalist: „So interessant die Zeiten aus publizistischer Sicht sind, so riskant sind sie aus ökonomischer.“ Sollte eine schwere Rezession kommen, werde es für Medien schwer. „Gas, Wasser, Strom können Sie im Winter nicht einfach abbestellen, genauso wenig wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – ein Zeitungs- oder Magazinabo schon.“

Der Spiegel-Chefredakteur geht davon aus, dass Papier- und Energiemangel die Entwicklung vom Print- zum Onlinejournalismus beschleunigen. „Wenn die Papierpreise dauerhaft so hoch bleiben, wird sich der CO2-Ausstoß der Medienindustrie automatisch und rasch verringern: Weil sich viele Produkte schlichtweg nicht mehr rechnen“, so Klusmann im journalist-Interview. Der Hamburger Standort des Magazins sei bereits ziemlich grün, sagt Klusmann, er komme mit sehr wenig Energie aus. Der Recyclingpapieranteil der Hefte sei hoch, die Herstellung auf mehrere Druckereien verteilt, um die Transportwege möglichst kurz zu halten. Den restlichen CO2-Fußbabdruck versuche man bestmöglich zu kompensieren. „Da wir gern Nachhaltigkeit einfordern, sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen.“

Klusmann hatte kurz nach seinem Antritt die Zusammenlegung von digitalem und gedrucktem Spiegel begleitet. Diese Fusion fiel mit der Aufarbeitung der Affäre um Fälscher Claas Relotius zusammen. Das sei ungeplant und ein bisschen viel auf einmal gewesen, sagt Klusmann im journalist-Interview und fügt hinzu: „Andererseits hat es die Offenheit für grundsätzliche Veränderung gefördert, das hat die Fusion auch wieder leichter gemacht.“ Bei den beiden fusionierten Redaktionen habe kaum etwas zusammengepasst. „Aber wir konnten relativ schnell den Beweis abliefern, dass sich das Zusammenrücken auszahlt. Insbesondere bei Großereignissen sind wir heute einfach besser, weil wir auf mehr Expertise zurückgreifen können.“

Mit Blick auf die Medienlandschaft glaubt Steffen Klusmann, dass es wie im Rest der Wirtschaft auf einige wenige Anbieter hinauslaufe. „Wer dazwischen als Start-up reüssieren will, braucht entweder ein radikal neues Geschäftsmodell oder eine ganz neue Idee von Journalismus.“

PM/ Matthias Daniel